Abschalten

Das Anti-Medien-Buch

Geschätzte 90.000 deutsche Neuerscheinungen werden jährlich auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Wer soll die alle lesen? 4.000 Nachrichten gehen täglich in Deutschland über die Ticker und werden von über 300 verschiedenen Tageszeitungen abgedruckt. Wer soll das alles durchblättern? 15 öffentlich-rechtliche Fernsehsender, fast ebenso viele namhafte private TV-Sender und unzählige, die noch gar keinen Namen haben, strahlen 24 Stunden am Tag Fernsehprogramm aus. Wer soll das alles gucken? 6 bis 8 Milliarden Internetseiten gibt es im Word Wide Web. Wer soll die alle anklicken?

Niemand. Medien sind nämlich durchaus verzichtbar. Seit der Erfindung der Schrift gab es immer auch Stimmen, die gegen die Medialisierung aller Lebensbereiche wetterten. Mit dem Buchwesen ging etwa Arthur Schopenhauer hart ins Gericht:

„Es ist in der Litteratur nicht anders, als im Leben: wohin auch man sich wende, trifft man sogleich auf den inkorrigibeln Pöbel der Menschheit“.

(Arthur Schopenhauer)

Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard bezeichnete Zeitungsjournalisten als die „o- und x-beinigen, klump- und plattfüßigen, item klecksfingrigen, halb verrückten, aber schweineverschmitzten, verschlagenen Subjekte“. Drastisch war die Reaktion des damaligen Bundestagspräsidenten Hermann Ehlers nach dem Beginn des regelmäßigen Programmbetriebs im deutschen Fernsehen: „Sah eben Fernsehprogramm. Bedaure, daß Technik uns kein Mittel gibt, darauf zu schießen“. Und Bildungsforscher haben inzwischen das Verhältnis von Digitalisierung und Bildung auf die Formel gebracht: „Je mehr am Computer, desto dümmer“.

Das Anti-Medien-Buch lässt in einer nicht nur vergnüglichen Zeitreise die wichtigsten Argumente gegen den exzessiven Medienkonsum Revue passieren, von Platons Schriftkritik bis zu Neil Postmans Ablehnung des Infotainment. Provokant fragt es, was wir ohne Medien eigentlich vermissen würden, und plädiert für eine neue „Mediendiät“.

In dem Buch wird bei habituellem Medienkonsum, d.h. bei verschärfter Abhängigkeit von Glotze, Computer und Co., dazu geraten, eine “Mediendiät” oder gar eine “Medienabstinenz” einzulegen. Für die Zeitschrift PM Perspektiven (Ausgabe 04/2008, S.36-41) hat nun eine Familie das Experiment gewagt und eine Woche auf Medienkonsum verzichtet.

Die AK Bibliothek der Steiermark wählte „Abschalten. Das Anti-Medien-Buch“ im November 2007 unter die Top Ten der Neuerscheinungen.

Die Arbeit des Mediums besteht im Zeitvertreib … Das beschreibt auch einen Grund warum Medien ihre Konsumenten alt aussehen lassen: Nichts lässt einen schneller altern als der Zeitvertreib.«

(Hektor Haarkötter)

Hektor Haarkötter
Abschalten
Das Anti-Medien-Buch
.
2007, Etwa 160 S., gebunden
Format 14,5 x 22,0 cm
September 2007
ISBN 978-3-89678-620-3
EUR 19,90 [D] / sFr 33,90 

Pressestimmen

»Der 39jährige Autor, ausgerechnet ein Fernsehjournalist, leugnet ja nicht die wertvollen Beiträge von Fernsehen, Computern, Zeitungen und Büchern zu Kultur und zur Bildung. er hat nur was gegen das Lebens-Bestimmende und -Verzerrende, gegen das Ruhigstellende und Plattmachende der Medien, gegen Auswüchse und Dauerberieselung. Und er weiß: Wer abschaltet, verpasst nichts, sondern wird ein freierer Mensch.«
(Münchner Merkur)

» Das ist durchweg gut recheriert und gespickt mit Zitaten von Platon über Postman bis hinzu Bourdieu. Und es ist unterhaltsam: wie Haarkötter gegen nervige und haarsträubende Auswüchse der Medienlandschaft wettert, ist eine wahre Freude.«
(Campus-Web)

»Eine kluge Analyse, die nicht zuletzt die schleichende Militarisierung des Mediengeschehens darstellt, und dabei durchweg die Geschichte mit ihren Manipulationstechniken im Blick hält.«
(Badische Neueste Nachrichten)

»Alles in allem changiert Haarkötters Text zwischen fundiertem Wissen einschlägiger Medientheorien, Statistiken und haarsträubend vereinfachenden Feststellungen. Eine bizarre Mischung. Knallharte Empirie und geisteswissenschaftlicher Hardcore vertragen sich selten, zeigt sich hier einmal mehr. Wer sich überlegt, „in die Medien zu gehen“, kann dennoch sicher einiges lernen. Von Platon über Kierkegaard bis Postman, von der Erfindung der Schrift über die „Bild-Kolumne „Post für Wagner“ bis zu RFID-Chips steckt schließlich alles drin.«
(Das Parlament)

»Haarkötter schlachtet brillant und mit feinem wie unerbittlichem Gespür gemeinsam mit einer erklecklichen Anzahl von Helfershelfern von Montaigne, Swift bis hin zu Kierkegaard nacheinander die Medien. Ein grandioses Buch der Zurückbesinnung. Es ist nicht nur die Klimakatastrophe, die uns erledigen könnte, sondern eben auch das unsägliche Geschwätz und Geschmier, das aus allen Poren dieser, unserer Gesellschaft trieft.«
(Schwarzwasser.Disput)