„Die Presse mag ausschweifend sein. Aber sie ist das moralischste Werkzeug der Welt von heute. Durch die Furcht vor der Presse werden mehr Verbrechen, Korruption und Unmoral verhindert als durch das Gesetz“.
(Joseph Pulitzer)
Das Arbeitsmittel, damit der Journalismus diese von Joseph Pulitzer apostrophierte Aufgabe erfüllen kann, ist die Recherche. Aber nicht nur Journalist:innen recherchieren heute. Im digitalen Zeitalter recherchiert jeder, um nicht im Meer der Informationen unterzugehen. Wir leben in einer „Gesellschaft der Recherche“. Es gilt, aus der Recherche eine Kunst zu machen.
Recherchieren bedeutet heute, nur noch so viele Daten zu sammeln, wie für eine gute journalistische Geschichte nötig sind. Das ist der Ansatz der story-basierten Recherchemethode. Neben die Informationssuche treten deren sinnvolle Auswahl, Eingrenzung und Filterung. Der richtige Einsatz von Internet-Suchmaschinen und datenjournalistische Verfahren spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Recherchen in social media und im deep web, also dem Teil des Internets, der von Suchmaschinen gar nicht erschlossen wird.
Strategien der Recherche im Internet haben heute zwar an Bedeutung erheblich zugenommen, für eine gute story sind aber nach wie vor althergebrachte Recherchemethoden wichtiger: Von einfachen Telefonbefragungen bis zu verdeckten Recherchen im Stile Günter Wallraffs, von Quellenkunde bis zur Frage nach der Organisation von Daten und Informationen in Rechercheprotokollen, mindmaps und Masterplänen sind analoge Verfahren entscheidend für die Kunst der Recherche.
Hektor Haarkötter
Die Kunst der Recherche
Praktischer Journalismus, Bd. 98
Köln (Herbert von Halem Verlag) 2015
Ca. 220 S. , € 24,99
ISBN 9783744506786