Journalismus.online. Das Handbuch zum Online-Journalismus

„Das Internet? Gibt’s diesen Blödsinn immer noch?“

Homer Simpson, Staffel 9770 Episode 23

Im Internetzeitalter spielt der Tag, wie er im Wort „Jour-nalismus“ vorkommt, keine Rolle mehr. Heute geht es um Minutenaktualität, um Echtzeitjournalismus. Nichts ist so alt wie die Nachricht von heute Vormittag! Journalistische Geschichten werden heute digital erzählt – egal, ob man Fernsehen macht, einen Podcast aufnimmt oder eine Story schreibt. Online-Journalismus ist heute kein eigener Ausspielkanal neben anderen mehr, sondern jeder Journalismus ist heute auch Online-Journalismus.

Die Notwendigkeit, journalistische Inhalte online zu publizieren, ist enorm. Der Journalismusforscher Klaus Meier hat ausgerechnet, dass, wenn man den statistischen Trend der Auflagenrückgänge aller deutschen Tageszeitungen in die Zukunft verlängert, im Jahr 2034 die letzte gedruckte Ausgabe erscheinen würde. Der Onlinemarkt ist daran nur mittelbar schuld: Das Allzeithoch der gedruckten Tageszeitungen war im Jahr 1983, seitdem verlieren die Verlage bereits deutlich an Auflage – und da war das WWW noch gar nicht erfunden! Die tageszeitung (taz) hat schon im Sommer 2018 angekündigt, in naher Zukunft womöglich wochentags nur noch digital zu erscheinen und nur am Wochenende in einer gedruckten Ausgabe. Andere Zeitungen sind diesen Schritt bereits gegangen.

„Als im Herbst 1994 die ersten Verlage, Fernseh- und Radiosender Nachrichtenseiten im Internet anboten, war kaum zu erahnen, welche Folgen dies für die Geschäftsmodelle der Anbieter, für die Arbeit der Journalisten und schliesslich für die Informationsgewohnheiten der Menschen haben würde.“

(Birgit von Eimeren, ARD-Medienforschung)

Bei Menschen unter 30 nutzen mehr als 80 Prozent das Internet regelmäßig mobil. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie ist für mehr als ein Viertel aller InternetnutzerInnen mobiles Internet mittlerweile „unverzichtbar“. Laut Statista-App-Monitor ist die Tagesschau-App die meistgenutzte App auf Smartphones. Auf den Plätzen davor rangieren fast nur die Apps der nicht-journalistischen Internetdienste von Sozialen Netzwerken und Messaging-Diensten (Facebook, WhatsApp) sowie Suchmaschinen, Video- und Verkaufsplattformen (YouTube, eBay, Amazon).

Der Onlinejournalismus ist tot?

„Schafft den Onlinejournalismus ab“ Die Mehrheit der Leser orientiert sich primär im Netz, was nicht heißt, dass sie dort nicht auch Zeitung liest. Millionen lesen primär Zeitung, was nicht heißt, dass sie nicht auch das Internet nutzen. Nahezu jeder Journalismus ist heute auch digital“.

(Matthias Müller von Blumencron, ehem. Leiter faz.net)

Das journalistische Geschäft ist heute von Anfang bis Ende durchdigitalisiert. „Onlinejournalismus“ als Oberbegriff für das, was diese etwas nerdigen jungen Leute in den Redaktionen trieben, die nicht mehr für die Printausgabe der Zeitung schrieben und keine Filmbeiträge mehr fürs Fernsehen herstellten, sondern stattdessen direkt auf der Homepage des Verlags oder Senders publizierten, ist obsolet. Das Wort bezeichnete einen zusätzlichen Auspielkanal, der sich neben Print, Radio und TV gruppierte und auch in vielen journalistischen Ausbildungscurricula so noch vorgesehen ist. Die Digitalisierung des Journalismus geht aber viel weiter.

Journalismus ist heute digital und online. Er ist es vollumfänglich, in allen Bereichen, Produktionsschritten und Ausspielwegen. Hier eine spezifische Form des digitalen Journalismus über einen Ausspielweg zu definieren, nämlich die Homepage des Verlags oder Senders, scheint nicht sinnvoll. Was heute nicht im Internet publiziert wird, droht, überhaupt nicht mehr wahrgenommen zu werden: Der Journalismus ist dem Computer buchstäblich ins Netz gegangen. Der Onlinejournalismus ist tot, es lebe der Journalismus.online!

Das Handbuch gibt einen umfassenden Überblick über den digitalen Journalismus, wie er sich heute im Internet abspielt. Hektor Haarkötter hat hierfür mehr als 20 Online-Redaktionen und Multimedia-Agenturen in Deutschland besucht und befragt. Die wichtigsten Präsentations- und Darstellungsformen werden erörtert und viele Beispiele und Tipps für die journalistische Praxis gegeben. Dabei geht es um das Schreiben im Netz, um Multimedia-Reportagen, ums Bloggen und um den Social Journalism, also um journalistische Inhalte in den sozialen Netzwerken. Es wird auch erklärt, wie man Videos und Podcasts ins Netz stellt, wie man mit seinem Smartphone journalistisch aktiv wird und wie man mit Daten Geschichten erzählen kann. Das Buch ist ein unerlässlicher Ratgeber für die journalistische Praxis sowie für Studium und Ausbildung. Es erscheint im Herbert von Halem Verlag (Köln).

Das Buch enthält über 160 farbige Abbildungen, unzählige Hilfestellungen wie Checklisten, Tipps & Tricks, Infokästen sowie Lesetipps, die direkt zu dieser Website und den dort hinterlegten Links zu weiterführender Literatur führen.

Hektor Haarkötter:
Journalismus.online
Das Handbuch zum Online-Journalismus
422 S., 165 Abb.
Broschur, 240 x 170 mm, dt.
Herbert von Halem-Verlag (Köln)
ISBN 978-3-7445-1108-7
35,- €